Stilblüten aus den Niederungen des westfälischen Fußballs #1

Warum Oberligist Westfalia Rhynern in die zweite Kreispokalrunde eingezogen ist, aber eigentlich auch nicht!

30.08.2020

Als B-Ligist SC Fröndenberg-Hohenheide Ende Juli die Nr. 1 der Stadt Hamm Westfalia Rhynern zugelost bekam, hatten Spieler und Verantwortliche wahrscheinlich nicht damit gerechnet, dass sie ein heißer Pokalfight erwarten würde. Eine Regel in den Durchführungsbestimmungen der Fußball-Kreise besagt nämlich, dass nur die 1. Mannschaft teilnahmeberechtigt ist.

Zur Vorgeschichte: vor fast exakt einem Jahr setzte der Fußball-Kreis Unna/Hamm diese Regel erstmals durch und bestrafte zwei Vereine, die lt. Verband dagegen verstoßen haben. Der siegreiche GS Cappenberg wurde disqualifiziert und erhielt ebenso wie der 0:16-untergegangene SVF Herringen ein Ordnungsgeld in Höhe von 50 EUR. Die Begründung lautete: Das Spiel wurde nicht von der 1. Mannschaft ausgeführt. Die 1. Mannschaft war gleichzeitig bei einem Turnier im Einsatz.

Zurück zum aktuellen Geschehen: vorgestern Abend traf SC Fröndenberge-Hohenheide als krasser Außenseiter jedoch nicht auf Oberligist Westfalia Rhynern, sondern ganz offensichtlich auf A-Liga-Aufsteiger Westfalia Rhynern II. Kein einziger Feldspieler auf Rhyneraner Seite stand auch nur ein einziges Mal bisher im Kader der 1. Mannschaft, und um ganz ehrlich zu sein, zu 99% werden die gestern über den Kampf mit 1:0-siegreichen Kreisliga-Kicker die Oberliga nur auf den Zuschauerrängen zu sehen bekommen.

Clevererweise setzte Rhynern vorgestern Abend natürlich kein zeitgleiches Testspiel der 1. Mannschaft an. Coach Michael Kaminski räumte aber ehrlich ein, dass er sich mit seiner Mannschaft am heimischen Papenloh auf die echte Generalprobe am heutigen Sonntag gegen den ambitionierten Westfalenligisten TuS Bövinghausen vorbereitet hat.

Von offizieller Seite des Fußball-Kreises wird dieses Handeln nun als legitim bezeichnet, da es das erste Pflichtspiel war und noch nicht festgelegt ist, wer zur 1. Mannschaft gehört. Zudem habe Rhynern gegenüber Cappenberg und Herringen eben kein zeitgleiches Testspiel ausgetragen. Im Umkehrschluss bedeutet das wohl, dass Cappenberg und Herringen nur so "doof" waren, dass sie ihre Turniere nicht auf dem Papier als 2. Mannschaft ausgetragen haben. Dann wären sie anscheinend nicht bestraft worden. Aber kann das die Lösung sein?

Zugegebenerweise war es sportlich die beste Entscheidung, da Fröndenberg-Hohenheide und Rhynern II eine Woche vor dem Saisonauftakt einen echten Härtetest auf Augenhöhe bestreiten durften, was Fröndenberg sicherlich nicht unrecht war. Die Duelle Kreisligist gegen Oberligist haben für beide Seiten nicht wirklich einen großen Reiz. Aber insbesondere aus Cappenberger Sicht - dessen Mannschaften in der A- und B-Liga spielen, also nicht einmal ein großer Klassenunterschied vorhanden ist - dürfte die Sache im Nachhinein einen faden Beigeschmack haben. 

Von daher wäre es im Sinne der Vereine, den Begriff "1. Mannschaft" aus den Kreispokal-Durchführungsbestimmungen zu streichen, damit nicht wieder über 90 Minuten fair errungene Siege am Grünen Tisch annulliert werden.

Kolumne von Westfalenkick e. V.

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