Oberliga Westfalen 2020/21

Analyse der Trainersituation im westfälischen Amateuroberhaus

26.11.2020
  

Welcher Trainer hat seinen Vertrag schon in der Tasche? Wo ist die Situation eher ungewiss? Wir haben die Oberliga Westfalen untersucht und eine prozentuale Einschätzung vorgenommen, wer auch im Sommer 2021 noch an der Seitenlinie stehen wird.


Julian Hesse, DFB-Elite-Jugend-Lizenz (100%)

Hesse (31) übernahm den FCG im März 2019 im Oberliga-Abstiegskampf und genießt inzwischen vollstes Vertrauen. Schon im Oktober 2019 wurde sein Vertrag bis 2022 verlängert. „Julian ist mit seiner begeisternden Art und seiner engen Bindung an den Verein ein absoluter Glücksfall für den FC Gütersloh. Wir sind sehr froh, dass er bei uns bleibt", hieß es von Seiten des Vorstands. Der aktuelle Oberliga-Primus hat offensichtlich alles richtig gemacht.


Engin Yavuzaslan, B-Lizenz (100%)

Neu-Coach Yavuzaslan (39), der zuvor nur bis zur Bezirksliga gecoacht hatte, ist nach einem Jahr Fußball-Pause, in dem er bei höherklassigen Vereinen hospitiert hat, voll eingeschlagen und hat den Aufsteiger mit einer aktuell positiven Bilanz direkt in die obere Tabellenhälfte geführt. Da waren sich die Verantwortlichen schnell sicher, dass der Mann mit über 250 Ober- und NRW-Liga-Spielen der Richtige für die Zukunft ist und haben Ende Oktober den Vertrag für die kommende Saison verlängert.


Michel Kniat, A-Lizenz (100%)

Kniat (35) macht seit vier Jahren das, was von ihm erwartet wird. Er entwickelt Talente für die 1. Profi-Mannschaft und hält die U21 im westfälischen Amateuroberhaus. Schon im Februar 2019 hat Kniat einen neuen Vertrag bis 2022 erhalten. "Michel identifiziert sich zu 100 Prozent mit dem Verein und seinen Aufgaben im Nachwuchsbereich", hieß es von Seiten des SCP.


Christian Knappmann, A-Lizenz (100%)

Knappmann (39) trainiert die Westfalia, die er 2017 aus der Westfalenliga zurück in die Oberliga geführt hat, bereits im 6. Jahr. Für Aussagen wie "Ich verspreche, dass wir nicht absteigen" ist der "Lautsprecher" aus der letzten Saison bekannt. Bei aktuell nur einem mickrigen Pünktchen wird es auf jeden Fall eine Mammutaufgabe, am Ende über dem Strich zu landen. Er wurde bereits im März 2020 mit einem Vertrag bis 2023 ausgestattet. Wir sind gespannt, ob es auch im Abstiegsfall eine weitere Zusammenarbeit geben wird.


Axel Schmeing, B-Lizenz (90%)

Erfolgscoach Schmeing (46) übernahm 2016 den HSC, führte ihn in die Oberliga und kann auf einen beeindruckenden Saisonstart zurückblicken. Sechs Spiele, sechs Siege! Im April 2020 äußerte sich das Dortmunder Trainerurgestein, dass er mit der sportlichen Leitung und dem Vorstand eine Mannschaft zusammengestellt hat, die er gerne auch noch länger trainieren möchte. "Das ist ein super Truppe", so Schmeing, die er nun möglicherweise sogar in die Regionalliga führen kann.


Michael Kaminski, B-Lizenz (90%)

Kaminski (36) kitzelt in der laufenden Saison bisher das Maximum aus seiner Truppe heraus und ist noch ungeschlagen. Schon in seinem Premierenjahr lag er mit der Westfalia gut im Rennen und schloss die abgebrochene Corona-Saison gemäß der Quotienten-Regelung auf Platz 5 ab. Es scheint so gut wie sicher, dass Kaminski, der sich in Rhynern pudelwohl fühlt, auch in der nächsten Saison den "Dorfverein", wie er sich stolz in seiner Regionalliga-Saison 2017/18 betitelte, als Trainer anführen wird.


Tobias Wurm, A-Lizenz (90%)

Der langjährige Co-Trainer Wurm (38) wurde zur Saison 2019/20 als Chefcoach installiert und hat den Umbruch beim damaligen Regionalliga-Absteiger gut gemeistert. Kaan stand zum Zeitpunkt des Corona-Abbruchs im gesicherten Mittelfeld und hat zur laufenden Saison offensichtlich viel richtig gemacht. Qualität statt Quantität hat bei der Kaderzusammenstellung funktioniert, so dass bei bisher nur einer einzigen Saisonniederlage sogar nach oben geblickt werden darf. Sollte nicht eine große Negativwende eintreten, wird Wurm auch nächste Saison die Käner trainieren.


Christian Britscho, A-Lizenz (90%)

Britscho (50) wurde von der SG verpflichtet, um beim insolventen Traditionsverein einen komplett neuen Kader zu formen. Dieser hat sich schneller gefunden, als vielleicht so mancher dachte, und besitzt nach derzeitiger Bilanz ausreichend Qualität, um den sicheren Klassenerhalt einzufahren. Britscho wird sich sicherlich wünschen, seine teilweise auch noch sehr jungen Spieler weiter zu verbessern und die SG vielleicht sogar Richtung Regionalliga zurückzuführen, nachdem nun das Thema Insolvenzverfahren positiv abgeschlossen wurde.


Antonios Kotziampassis, A-Lizenz (90%)

Als der ASC in der Corona-Saison den Erwartungen komplett hinterherlief, wurde Kotziampassis (47) im Dezember 2019 verpflichtet. Diese Saison wurde der Kader auf vielen Positionen erneuert und daher eher tiefgestapelt, um nun zu überraschen. Der gebürtige Grieche hat seine Mannschaft sofort auf Touren gebracht und steht im oberen Tabellendrittel. Es dürfte aktuell wenig gegen eine Weiterbeschäftigung sprechen.


Timo Ostdorf, B-Lizenz (80%)

Ostdorf (34) wurde zu Saisonbeginn bewusst von der 2. Mannschaft zur 1. Mannschaft befördert, um das "Bilbao-Konzept" (= hauptsächlich Spieler aus der Region) umzusetzen. Dass der Weg steinig werden dürfte, sollte jedem Verantwortlichen bewusst gewesen sein. Im Zuge dieses Strategiewechsel dürfte ein weiterer Abstieg in die Westfalenliga in den Planungen eine Rolle gespielt haben. Licht und Schatten hat den TuS in den bisherigen zehn Saisonspielen begleitet. Sollten die Verantwortlichen eine positive Entwicklung innerhalb des jungen Kaders erkennen, wird Ostdorf auch in der nächsten Saison Trainer des Team A, wie die 1. Mannschaft intern und nach außen genannt wird, sein. Auch im Falle des Abstiegs!


Tobias Cramer, A-Lizenz (80%)

Cramer (46) hat die Sportfreunde im November 2019 im Abstiegskampf übernommen, der auch zum Zeitpunkt des Corona-Abbruchs noch nicht überwunden war. Aktuell steht ein gesicherter Mittelfeldplatz zu Buche. "Als Trainer, der ein Team aus jungen und hungrigen Spielern sowie erfahrenen Akteuren formen kann", wurde er vor einem halben Jahr von den Siegener Verantwortlichen bezeichnet. Es ist wahrscheinlich davon auszugehen, dass Cramers Weg in Siegen noch nicht enden wird. 


Andrius Balaika, B-Lizenz (80%)

TSG und Balaika, das gehört zusammen. Schon seit vielen Jahren. Die A-Jugend führte er 2015 in die Bundesliga, seitdem coacht er die 1. Mannschaft. Sensationell schaffte er sofort den Höhenflug in die Regionalliga. Doch auch der sofortige Wiederabstieg tat seinem Engagement keinen Abbruch. Schwer zu sagen, ob einer der beiden Seiten irgendwann sagt, dass es nun genug ist. Noch scheint Balaika aber weiterhin genau der richtige Mann zu sein. Mit nur einer Saisonniederlage mischt die TSG wieder oben mit.


Sören Weinfurtner, B-Lizenz (80%)

Weinfurtner wird in vier Tagen 42 Jahre alt. Im Jahre 2006 heuerte er mit 28 Jahren als U13-Trainer bei den Preußen an, nachdem eine schwere Knieverletzung seine Spielerkarriere frühzeitig beendete. Schon im Folgejahr wurde er Co-Trainer bei der U23. Seit 2012 ist er inzwischen Chef-Coach und nun in seinem 9. Jahr. Aus dem früheren Torjäger des SV Höxter ist ein echter Preuße geworden, der in Münster lebt und seinen Beruf als Lehrer ausübt. Der Adler wird wohl noch länger seine Brust zieren. 


Ralf Behle, B-Lizenz (80%)

Behle (46) hat die Sauerländer aus der Landesliga in die Oberliga geführt und genießt dementsprechend großes Vertrauen. Er trainiert die "Bamenohler Jungs" bereits die fünfte Saison. Als Vater des größten Erfolgs der Vereinsgeschichte dürfte auch ein Abstieg kein Hindernis für eine Weiterbeschäftigung sein. Im Dezember 2019 waren es "keine komplizierten Gespräche", so der Sportliche Leiter Andre Ruhrmann. Behle selbst dürfte die Entwicklung der Spieler wichtiger sein als die Ligazugehörigkeit.


Christoper Hankemeier, DFB-Elite-Jugend-Lizenz (80%)

Mit dem Westfalenliga-Durchschnittsclub gelang dem Clarholzer Urgestein Hankemeier (31) in der letzten Saison sensationell der Aufstieg in die Oberliga. Seit 2017 hat er das Sagen, und wie im Fall Behle bei Finnentrop, ist vorstellbar, dass ein Abstieg nicht das Ende für Hankemeier bedeutet. „Wir werden das Trainerteam in Ruhe arbeiten lassen", war die Devise vor der Saison des Vorstands. Wenn die Oberliga nur ein kurzfristiges Abenteuer in der Vereinsgeschichte bleibt, "wäre dies keine Katastrophe."


Mutlu Demir, B-Lizenz (70%)

Demir (46) trainiert die Sauerländer bereits im sechsten Jahr. Er ist ein Urgestein des Vereins und der Stadt. Als Spieler des RSV und des KSC Atatürk Meinerzhagen sowie als RSV-Coach hat Demir bislang alle Stationen von der Kreisliga C bis hinauf zur Oberliga durchlaufen. Corona hat wahrscheinlich den sicheren Aufstieg in die Regionalliga in der letzten Saison verhindert, so die meisten Experten über die RSV-Truppe der letzten Saison. Doch genau die fast identische Mannschaft ist mit den Vorschusslorbeeren (Meisterschafts-Topfavorit) bisher nicht klargekommen und hinkt hinterher. Vieles muss beim RSV noch wachsen, um einer Zukunft in der Regionalliga gerecht zu werden. Daher könnte auch der Misserfolg, also der Nichtaufstieg, möglicherweise nicht so schwer ins Gewicht fallen und Demir darf in sein siebtes Jahr gehen.


Stefan Trevisi, A-Lizenz (70%)

Mit Trevisi (45) holte der TuS vor der Saison seinen Co-Trainer aus der erfolgreichen Regionalliga-Zeit (2014 bis 2017) zurück, der inzwischen seine A-Lizenz erworben hat und u. a. beim FC Bayern München hospitierte. In der letzten Saison spukte das Abstiegsgespenst über dem Pulverwald, nun sieht die Bilanz mit 3 Siegen und 5 Niederlagen nicht ganz so erschreckend aus. Sollte der Klassenerhalt gelingen, wird Trevisi wohl weitermachen dürfen.


Sleiman Salha, B-Lizenz (60%)

Salha (32) wurde zu Saisonbeginn aus der eigenen U23 befördert und trat in die großen Fußstapfen von Erfolgscoach Thomas Falkowski. Aufgrund Corona fing die Saison für den SVS erst zwei Wochen später an, was dem Rhythmus, der durch weitere coronabedingte Ausfälle gestört wurde, offensichtlich nicht zuträglich war. Ein Fehlstart war die Folge, im letzten Meisterschaftsspiel am 28. Oktober gelang endlich der erste Sieg. Salha muss das Ruder rumreißen. Ein Abstieg wäre wahrscheinlich sein definitives Aus. Dass er der richtige Mann für die Zukunft ist, muss er noch beweisen.


Tobias Wehmschulte, B-Lizenz (60%)

Wehmschulte (39) unterschrieb nach einer langen Ära beim Steinfurter Kreis-Nachbarn SuS Neuenkirchen im Jahr 2019 einen Zwei-Jahres-Vertrag beim FCE. Seine Auftaktssaison verlief vielversprechend. Nach einem Fehlstart bekam er die Kurve und verlor von Oktober bis zum Corona-Abbruch im März nur ein einziges Spiel. Wir müssen zugeben, dass wir die nur auf wenigen Positionen veränderte Wehmschulte-Truppe auch diese Saison für das obere Tabellendrittel auf dem Zettel hatten, wurden bisher aber leider enttäuscht. Rheine steckt mit nur zwei Siegen aus zehn Spielen im Abstiegskampf. Inwieweit die Zukunft rosig aussieht, ist derzeit schlecht abzuschätzen.


Steven Degelmann, B-Lizenz (60%)

Degelmann (37) löste Anfang des Jahres den erfolglosen René Lewejohann an, der noch im Vorjahr im Schlussspurt ein kleines Wunder geschafft hatte, als die HSV den Klassenerhalt in der Oberliga Westfalen sicherte. Sieglos ging es durch die Saison 2019/20, woran auch Degelmann in wenigen Spielen nichts ändern konnte, bevor nur dank Corona erneut die Klasse gehalten wurde. Die Sieglosserie hält seit dem 26. Mai 2019 nun schon anderthalb Jahre an. In Degelmanns Adern fließt als Ex-HSV-Spieler weinrotes Blut, weswegen möglicherweise auch mit ihm der Gang in die Westfalenliga angetreten würde. Mit dem kürzlich verpflichteten Sportlichen Leiter Holger Wortmann steht aber ggf. auch ein erfahrener Mann in den eigenen Reihen, der den Neuanfang in der Westfalenliga vornehmen könnte.


Alexander Thamm, A-Lizenz (50%)

Thamm (37) ist aktuell in seinem dritten Jahr beim TuS. Bevor dieses zustande kam, benötigte der Ex-Profi aber Bedenkzeit. „Man muss sich vorstellen, dass ich in Düsseldorf arbeite und die Wege schon sehr lang werden können. An einem Trainingstag gehe ich morgens um 7 Uhr aus dem Haus und bin dann erst gegen 23 oder 24 Uhr wieder zu Hause", erklärte er und sagte dann doch zu. Für die A-Lizenz hat Thamm viel Zeit investiert, die er nun nicht in unteren Ligen verbringen möchte. Nachvollziehbar! Ob seine weitere Zukunft bei der "grauen Maus der Oberliga" liegt, die seit acht Jahren zwischen Platz 8 und 14 pendelt, erscheint aber fraglich.

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