Oberliga Westfalen - Bezirksliga

"Florian Leipold hat mir gesagt, ich solle doch einfach meinen Vertrag aussitzen, wenn ich mich auf meinen Beruf konzentrieren möchte."

30.11.2021
Als Jannik Schneider noch in den professionellen Fußball strebte, spielte er 2017 für Drittligist Fortuna Köln, bevor er dann zu Fortuna Düsseldorf II wechselte (Foto: Homepage Fortuna Düsseldorf)


Oberligist 1. FC Kaan-Marienborn wird gelenkt vom Ego des 1. Vorsitzenden Florian Leipold. Zumindest könnte so das Fazit lauten, nachdem Westfalenkick nun die Causa "Jannik Schneider" näher unter die Lupe genommen und mit Schneider persönlich gesprochen hat.

Während Erfolgs-Coach Tobias Wurm von Leipold kürzlich aufgrund zu vieler beruflicher Verpflichtungen entfernt wurde, lässt Leipold den 25-jährigen Schneider weiterhin zappeln, obwohl dieser aufgrund seiner beruflichen Laufbahn nur noch in der Bezirksliga mit Freunden kicken möchte.

Schneider, der von Sommer 2018 bis zum Lockdown im Oktober 2020 fast alle Partien für den 1. FC Kaan-Marienborn absolviert hat, wird weiterhin von seinem Ex-Verein an der Rückkehr auf den Fußballplatz in der Bezirksliga gehindert, wie Westfalenkick bereits mehrfach berichtet hat.

Die Geschichte begann am 3. Mai 2021. Schneiders Heimatverein FC Altenhof, bei dem seine Freunde und sein Bruder spielen, verkündete die Verpflichtung des 25-jährigen Mittelfeldspielers. Der FCA erklärte, dass Schneider aufgrund des verpassten Regionalliga-Aufstiegs des 1. FC Kaan-Marienborn vorzeitig aus seinem eigentlich bis 2022 laufenden Vertrags aussteigen kann. "Das war so nicht richtig", bestätigt Schneider, dass sein Vertrag tatsächlich auch noch für die Oberliga gültig ist.

Doch schon mehrfach suchte Schneider vor Mai die Gespräche mit den Verantwortlichen. Denn schon früh war klar, dass die künftigen beruflichen Verpflichtungen als Physiotherapeut mit weiteren Fortbildungen nicht mehr die Trainingsbeteiligung zulassen, die für Oberliga-Fußball nötig ist. "Ich habe mich dafür entschieden, den professionellen Fußball ad acta zu legen und zu meinen Wurzeln zurückzukehren. Einfach noch mit Freunden und meinen Bruder Jonas ein wenig Fußball spielen. Mir hat Kaan gesagt, ich solle halbtags arbeiten, um Fußball und Beruf zu vereinen. Aber das war keine Option für mich, der Beruf steht bei mir nun absolut im Vordergrund."

Tage gingen ins Land, und auch Westfalenkick hat damals natürlich Kontakt mit dem 1. FC Kaan-Marienborn aufgenommen. Pressesprecher Stefan Jäkel schrieb noch am 4. Juni 2021: "Jannik hat Vertrag und den wird er auch erfüllen." Nach den Aussagen von Jannik Schneider kann man dies fast als Lüge bezeichnen. "Es war klar, dass ich nicht mehr für Kaan auflaufen werde. Daraus habe ich keinen Hehl gemacht", so Schneider.

Auch nach dem Trainingsauftakt Anfang Juli verstrickte sich Kaan offensichtlich in einer Lüge, um der Auseinandersetzung in der Öffentlichkeit keine Beachtung zu geben. "Es wurde gesagt, dass ich mich für den Trainingsauftakt abgemeldet habe, da ich für berufliche Prüfungen lernen müsste. Das stimmt aber nicht. Ich hatte von meiner Seite aus den Vertrag Ende Juni gekündigt und auch niemals gesagt, dass ich jemals wieder am Training teilnehmen werde." Auf Nachfrage hieß es von Käner Seite gegenüber Westfalenkick wieder nur: "Schneider hat einen laufenden Vertrag. Wir gehen damit professionell um, und erwarten, dass der Spieler das auch tut."

An der Professionalität von Leipold & Co. muss man aber tatsächlich zweifeln, als dann sogar in einem endgültigen Gespräch Ende Juli zwischen Leipold, Jochen Trilling (Sportlicher Leiter des 1. FC Kaan-Marienborn), Schneider und seinem Vater dem 1. FC Kaan-Marienborn eine großzügige "Ablösesumme" angeboten wurde. "Wir haben zusammen mit dem FC Altenhof entschieden, eine Summe anzubieten, die deutlich höher liegt, als eigentlich für einen Wechsel von der Oberliga in die Bezirksliga vorgeschrieben (Anm.: die vom FLVW vorgeschrieben Aufwandsentschädigung beträgt 1.500€). Ich war bereit, in Altenhof für weniger zu spielen, wenn dieser Betrag für mich gezahlt wird. Doch Leipold und Trilling haben darauf gar nicht reagiert, nicht mal ein Gegenangebot gemacht. Leipold meinte, ich solle dann doch einfach meinen Vertrag aussitzen, wenn ich mich auf meinen Beruf konzentrieren möchte. Und ich habe ihm gesagt, das mache ich auch. So sind wir auseinander gegangen."

Festzuhalten ist, dass das Aussitzen des Vertrags Schneider keinerlei finanzielle Vorteile bringt: "Da ich nicht am Training teilnehme, erhalte ich natürlich auch nicht das im Vertrag stehende Grundgehalt."

Auf Nachfrage, warum Leipold eine so hohe "Ablösesumme" ausgeschlagen hat, hat Schneider auch keine wirkliche Antwort: "Ich glaube, da von allen Seiten - Kaan, Altenhof und mir - die Kommunikation schlecht lief, hat Kaan sich einfach in den Kopf gesetzt, nicht nachzugeben. Es ist eine persönliche Sache geworden. Bis heute durfte ich mich übrigens nicht offiziell von der Mannschaft verabschieden."

Im August hatte Westfalenkick nochmal konkret gefragt, worin die Motivation des 1. FC Kaan-Marienborn liegt, Schneider während seiner Berufsausübung am Fußballspielen in der Bezirksliga zu hindern. Unter dem Hinweis, dass Kaan sich in der Öffentlichkeit für den "Siegerländer Weg" stark macht, der Sport und Beruf vereinbaren soll. Etwas mysteriös wurde erneut vom Pressesprecher geantwortet, "dass keine Internas aus vertraulichen Gesprächen zwischen Verein und Spieler nach außen gegeben werden, auch, wie in diesem Fall, um den Spieler zu schützen."

Schneider erklärt: "Das ist nicht nachvollziehbar. Es gibt nichts, wovor mich Kaan schützen muss. Ich habe immer offen darüber gesprochen, dass ich berufsbedingt kürzer treten möchte. Daher gab es auch nie die Gefahr, dass ich plötzlich für Siegen oder einen anderen Konkurrenten auflaufe."

Ganz aktuell wurde nochmals von Altenhofer Seite, um genau zu sein vom Sportlichen Leiter Frank Stahl, mit dem 1. FC Kaan-Marienborn Kontakt aufgenommen, um eine Lösung in der Winter-Transferperiode zu finden. Die Anfrage, ob man sich nicht doch einigen könnte, wurde von Leipold lapidar mit der Aussage "Für uns ist die Sache abgehakt" abgelehnt. Schneider fehlen die Worte für dieses Verhalten. Und auch Westfalenkick ist sprachlos!

Da Westfalenkick vom 1. FC Kaan-Marienborn bekanntlich gebeten wurde, keine Anfragen mehr zu stellen, möchten wir hiermit öffentlich nochmal dazu aufrufen, dass der 1. FC Kaan-Marienborn Stellung zu dieser Angelegenheit nimmt! 
Seite bearbeiten